Vorwort von Dieter Begaß, Sprecher der Fokusgruppe SmartCity und Fachbereichsleiter der Wirtschaftsförderung der Stadt Aachen
Aachen ist für mich die Stadt der Wissenschaft, die Stadt der Innovation, der Kooperation. Hier stehen Know-How Träger, Know-To Träger und Menschen mit Veränderungswillen Schulter an Schulter.
Es gibt viele Einzelinitiativen in verschiedensten Zukunftsthemen, teils auch gebündelt über Projektinitiativen wie den digitalHUB Aachen, die Wissenschaftsstadt, und zahlreiche weitere, wo Stadt, Wissenschaft und Wirtschaft erfolgreich zusammen wirken.
Wir bringen bahnbrechende Umwälzungen in der Automobilwirtschaft auf den Weg und beantworten auch in zahlreichen anderen Wirtschaftsbereichen die Fragen der Zukunft.
Wir können und müssen aber auch die Wahrnehmbarkeit als smarte – intelligente – Stadt nach Außen intensivieren. Dies erreichen wir, wenn wir sowohl in der Ökonomie, der Lebens- und Arbeitswelt und der Mobilität weitere Akzente setzen, wenn wir Ideen entwickeln, in Reallaboren Anwendungen erproben, Leuchtturmprojekte und smarte Strukturen im Aachener Lebensraum verankern, wenn wir schneller als andere in die Umsetzung kommen!
Eines der bewährten Patentrezepte ist die Vernetzung und der Austausch der verschiedenen Disziplinen und Player. Umso mehr freue ich mich, der Sprecher der Fokusgruppe Smart City des digitalHUBs zu sein. Im Rahmen der Fokusgruppe geht es um die Schaffung intelligenter Infrastrukturen durch Information und Kommunikation, um die Entwicklung neuer Dienstleistungen aus denen Anbieter wie Anwender (wirtschaftlichen) Nutzen ziehen, beispielsweise durch Steuerelemente in Gebäuden, die das Leben bequemer, sicherer und nachhaltiger machen.
Wie eben schon erwähnt ist der Automobilbereich, insbesondere durch die Erfolgsgeschichten von e.GO und Streetscooter von herausragender Bedeutung – nicht nur im Rahmen der Fokusgruppe Smart City. Mit der Elektromobilität und dem vernetzten und automatisierten Fahren erleben wir zwei große Schubgeber, welche weltweit disruptive Wirkung entfalten.
Darüber hinaus hat der DigitalHUB Aachen zahlreiche weitere Fokusgruppen initiiert wie bspw. Gesundheit, Energie, eGovernment/OpenData um die Digitalisierung der Region zu entwickeln.
Durch die Auswahl Aachens als digitale Modellregion seitens des nordrheinwestfälischen Digitalministers Herrn Pinkwart erhalten wir die Möglichkeit unsere Ambitionen zu verstärken. Nicht zuletzt auch dadurch, dass wir mit den ausstehenden Fördergeldern Themen anpacken können, die wir so mit Bordmitteln beziehungsweise eigener Kraft nicht in der gebotenen Schnelligkeit hätten realisieren können.
Unter anderem sollen die digitalen Modellregionen nachhaltige Smart-City-Lösungen in enger Zusammenarbeit mit Bürgerinnen und Bürgern, Vereinen, Verbänden, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltungen entwickeln sowie neue Technologien in der Praxis testen und etablieren. Dazu zählen beispielsweise die Bereiche „smarte Mobilität“, „Wissenstransfer und Startups“, „eHandel“ oder „Arbeit 4.0“ und selbstverständlich auch der Bereich „eGovernment“. All das sind Themen in denen wir auf profunde Grundlagen aufbauen können.
Als Fachbereichsleiter der Wirtschaftsförderung der Stadt Aachen bin ich natürlich insbesondere an Wachstum und Innovation, der Entwicklung neuer Produkte, Services oder Applikationen interessiert. Denn hier sind wir als Wirtschaftsförderer gefragt. Hier sind wir gefragt, die richtige Umgebung zu schaffen, für ein erfolgreiches „Anwachsen und Gedeihen“ entsprechender Anbieter respektive Unternehmen.
Weiter möchten wir als Brücke für Innovationen von Startups und Mittelstand in Stadtgesellschaft, -raum, -politik und -verwaltung fungieren. Dafür ist die Fokusgruppe Smart City von besonderer Relevanz, weil hier die unmittelbare Tuchfühlung zu den agilen Innovationsträgern entsteht.
Nicht minder spannend, letztlich haben wir auch die Möglichkeit durch den Themenkomplex Smart City im Kontext der digitalen Modellregion Strukturen zu schaffen, die ein solidarisches und gutes Miteinander der Aachener Bürgerinnen und Bürger langfristig ermöglichen werden.
SmartCity Aachen: Kooperative Ideen für die Stadt der Zukunft
Volle Innenstädte, lange Parkplatzsuche und Schlangen vor Parkhäusern gehören heute schon zum normalen Bild in deutschen Städten. In den kommenden Jahren könnten sich diese Zustände in den Innenstädten noch verschärfen, denn es ist mit einer stetigen Zunahme der Stadtbevölkerung zu rechnen. Heutzutage lebt bereits 75 Prozent der deutschen Bevölkerung in Städten, für 2030 werden 78,6 Prozent Stadtbevölkerung in Deutschland prognostiziert. Das stellt viele Städte vor zahlreiche Herausforderungen. Dazu gehören nicht nur Probleme wie Umweltbelastung und Verkehr, sondern auch immer knapper werdender Wohnraum, gesundheitliche Probleme sowie Fragen der Sicherheit. Um den aufkommenden Problemen des urbanen Lebens frühzeitig zu begegnen, müssen Städte „smarter“ werden und neue Strategien zur Problembewältigung entwickeln. Einer der wichtigsten Ansätze, um Städte zukunftsfähig zu machen, ist die Vernetzung im Internet of Things (IoT). Für die Stadt von morgen spielt das IoT oder Internet der Dinge eine äußerst wichtige Rolle. Laut Gartner-Studie sollen bis 2020 rund 230 Mio. Häuser weltweit vernetzt sein – das entspricht rund 15 Prozent aller Haushalte. Zum gleichen Zeitpunkt werden mehr als 20 Mrd. Geräte auf der ganzen Welt miteinander vernetzt sein – angefangen bei Rauchmeldern und Alarmanlagen über Stromzähler bis hin zu Ampeln, Bussen, Werbetafeln und Parkhäusern.
Eine Smart City ist demnach eine Stadt, die auf technologischen Fortschritt in allen interaktiven Bereichen setzt und auf diese Weise für ihre Bürger und Besucher effizienter, gesünder und lebenswerter wird. Eine allumfassende Definition des Begriffs existiert nicht, da sehr viele Querschnittsbereiche für die Smart City von Bedeutung sind. In der Smart-City-Markt Studie des eco Verband der Internetwirtschaft werden zum Beispiel zehn Marktsegmente benannt, die durch IoT Anwendungen die Städte der Zukunft bestimmen werden: Transport und Logistik, Kommunikationsdienste & Netzwerksicherheit, Physische Sicherheit, Gebäudeautomatisierung, Gesundheitswesen, Energie, Tourismus & Einzelhandel, Bildung, Finanzdienstleistungen und Öffentliche Verwaltung.
Hinzu kommt, dass die Daten und Verbindungen in Smart City Plattformen gebündelt werden müssen, um segmentübergreifend zu arbeiten. Datenplattformen werden also auch für die Entwicklung der Smart City eine immer bedeutendere Rolle einnehmen.
Die Förderung von erfolgreichen wirtschaftlichen Kooperationen kann ebenso als Voraussetzung für die Smart City betrachtet werden. Das Konzept für eine Smart City ist vielschichtig und muss von allen Beteiligten gemeinsam angegangen werden. Dazu zählen sowohl städtische Einrichtungen und Verwaltungen sowie Unternehmen und Ideengeber. Nur auf diese Weise kann eine Smart City erfolgreich gestaltet werden.
Internationale Vorbilder für Smart Cities sind die Städte Dubai, Nanjing und Barcelona. Sie gelten als Vorreiter für vernetzte Prozesse in Städten und den Aufbau von Plattformen für städtische Online-Dienstleistungen und weiterer Services. Der Deutsche Smart City Markt steckt trotz guter Ansätze und verschiedener Pilotprojekte noch in den Kinderschuhen. Dennoch lassen sich auch in Aachen Projekte und Unternehmen finden, die die „SmartCity Aachen“ heute schon ausgestalten.
Erst kürzlich ist Aachen als digitale Modellregion in NRW vom Wirtschafts- und Digitalministerium ausgezeichnet worden. Nichtzuletzt durch die exzellente Forschungsinfrastruktur, die Lage des digitalHUB Aachen und die bestehenden internationalen Kooperationen hat Aachen sich durchsetzen können.
Der digitalHUB ist die Plattform, die digital Enabler und digital User zusammenbringt, um neue digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln und so die digitale Transformation der Region voranzutreiben. S O NAH, Mitglieds des digtialHUB Aachen, baut zum Beispiel offene Sensorensysteme für alle Daten, die die Stadt der Zukunft braucht und gehört damit zu den digital Enabler für die SmartCity Aachen.
Aktuell vertreibt S O NAH Sensoren, die Parkplätze melden und den damit Verkehr transparent machen. Das funktioniert über Machine Learning Algorithmen, die Metadaten aus optischen Signalen lokal und anonym extrahieren. Auf diese Weise lässt sich nicht nur der Verkehrsfluss transparent darstellen, sondern auch Warnungen bei Verkehrsgefahren herausgeben und der zukünftige Verkehrsfluss vorhersagen. Neben diesen verkehrstechnischen Aspekten kann mit derselben Hardware auch die Abrechnung für Ladestationen und für Parkplätze vereinfacht werden. Daraus entsteht wiederum die Möglichkeit, Parkplätze zu einem dynamischen Pricing anzubieten und sie vielerorts günstiger zu machen. Darüber hinaus kann das Erfassen von Metadaten im Straßenverkehr auch für die Steuerung des Energiebedarfs von Straßenlampen nutzbar gemacht werden. In Aachen hat SO NAH bereits ein Projekt gemeinsam mit dem städtischen Energielieferanten STAWAG, ebenfalls Mitglied im digitalHUB Aachen, umgesetzt, bei dem die erste Aachener Ladestation für Elektrofahrzeuge mit einem Parksensor ausgestattet wurde. Das ermöglicht heute allen Bürgen zu sehen, ob ein Ladeplatz verfügbar ist.
Für einen weiteren Beitrag zur Smart City lädt S O NAH Partner und Entwickler dazu ein, über die eigene Sensorplattform an offenen Sensorensystemen zu arbeiten und damit die komplexen Geflechte moderner Städte transparenter und effizienter zu machen. S O NAH setzen langfristig auf schnelle Trial & Error Projekte, um die urbane Infrastruktur effizienter zu machen. Dazu werden immer mehr Livedaten von Sensorensystemen benötigt.
Das Beispiel von S O NAH zeigt anschaulich auf, wie Verkehrsprobleme, die sich zukünftig noch verstärken könnten, durch den Einsatz von Sensortechnologie und der Vernetzung im IoT in der SmartCity Aachen gelöst werden können. Zudem wird durch die offene Sensorplattform der kooperative Aspekt einer Smart City gefördert und die Weiterentwicklung von Lösungen für einen effizienten Stadtverkehr gefördert.
Erste Schritte sind also gemacht. Jetzt heißt es, diesen Weg gemeinsam zu gehen und die SmartCity Aachen voranzutreiben.