Fast täglich schafft es die Kryptowährung Bitcoin in die Schlagzeilen – zusammen mit der Technologie, die das digitale Geld möglich macht: Blockchain. Die Art, wie wir über Geld denken, hat Blockchain schon revolutioniert. Was kommt als nächstes? Und was ist Blockchain überhaupt? Wir liefern euch eine Erklärung, die auch Technik-Laien verstehen.
Eine Datenwelt frei von Mächtigen
Starten wir mit einer eher philosophischen Frage: Wie wäre es, wenn Geldgeschäfte, Besitzzuschreibungen, Versicherungen, und viele weitere Dinge, bei denen wir bisher auf die Gunst von Mächtigen angewiesen sind, ganz frei von diesen möglich wären? Wenn die Kontrollmacht nicht mehr bei Institutionen wie Banken, Notaren, Versicherungsmanagern und Politikern läge, sondern bei Algorithmen und der digitalen Crowd?
Die Antworten auf diese Fragen mögen verlockend klingen, nach einer demokratischen Utopie. Denn mächtige Institutionen machen Vorschriften, sind korrumpierbar oder können durch Kriege, Katastrophen oder politische Veränderungen ihre Macht verlieren. Das kann zur Folge haben, dass wir unser Geld, unseren Besitz oder gar unsere Identität verlieren.
Bitcoin, das digitale Geld, wurde genau aus diesem Idealismus entwickelt. Wer genau dahinter steckt, weiß niemand so genau. Blockchain ist die Technologie auf der Bitcoin basiert und die aktuell für viel Euphorie sorgt.
Die technische Erklärung
Nach dieser Einstimmung kommen wir nun aber zunächst zum weniger blumigen Teil: Was ist denn nun genau Blockchain? Blockhain bedeutet übersetzt „Blockkette“. Der Begriff beschreibt im Grunde eine Liste von Datensätzen. Zur Kette wird die Liste, weil ständig neue Datensätze hinzukommen. Die Datensätze sind in Blöcken organisiert. Jeder neue Block hat eine Verbindung zum vorigen Block, beispielsweise durch eine Prüfsumme der gesamten Blöcke davor. Die Liste wird bei jedem Nutzer, der einen neuen Datensatz hinzufügt, gespeichert und stetig aktualisiert. Die Daten werden nicht auf einem zentralen Server gespeichert, das heißt Blockchain ist dezentral und die Daten „gehören“ allen Nutzern.
Dezentrale, fehlerfreie Datenbank
Die Liste ist quasi resistent gegen Fehler und kann nicht durch Einzelne manipuliert werden. Falsche Datensätze und Manipulationen würden der Crowd sofort auffallen; es gibt zahlreiche Duplikate, mit denen die Liste stets abgeglichen werden kann. Sogenannte „Miner“ verifizieren jeden neuen Datensatz anhand der vorherigen.
„Peer-to-Peer“, von Computer zu Computer, werden die Transaktionen kommuniziert. Das Ganze kann man sich vorstellen wie das Spiel „Flüsterpost“, bei dem allerdings jeder Spieler dem Nächsten den Satz nicht ins Ohr flüstert, sondern laut sagt, sodass jeder ihn hören kann. Für das Spiel wäre das langweilig, aber für Blockchain verursacht es genau das, was sichergestellt werden soll: Der Satz wird in jedem Fall korrekt von Spieler zu Spieler weitergegeben.
Beispiel Bitcoin
Bei Bitcoin wird die Menge an Coins über Algorithmen und Code generiert. Die Bitcoins werden gedruckt (im übertragenen Sinne natürlich) indem User, beziehungsweise deren Rechner, aufwendige mathematische Aufgaben lösen. Jede gelöste Aufgabe erzeugt neue Blöcke, also neues Geld. Jeder Block wird an den vorhergegangen angehängt und mittels eines Codes und einer Prüfsumme unveränderlich eingereiht. Die Aufgaben werden immer komplizierter, sodass sich der Output an neuem Geld regelmäßig halbiert. Insgesamt können maximal 21.000.000 Bitcoins ausgegeben werden.
Der digitale Gedlbeutel heißt Wallet, der auf dem Rechner des Nutzers installiert ist. Mit einem privaten Schlüssel können Beträge zwischen zwei Wallets transferiert werden. Die Transaktion wird als neuer Block an die Kette angehängt.
Smart Contract: Geld ohne Banken, Heiraten ohne Standesbeamten
Bitcoin funktioniert ganz ohne Banken. Blockchain macht es möglich. Der Nachteil des Internet-Geldes sind stark schwankende Kurse. Als Investitionsmöglichkeit sind Bitcoins daher ungeeignet.
Die Blockchain-Technologie bietet jedoch viele weitere Einsatzmöglichkeiten – überall dort, wo Besitz, Rechte und Identitäten verwaltet werden. Die Firma BanQu beispielsweise will mit Blockchain Geflüchteten zu einer überall nachweisbaren Identität verhelfen. Auf der Flucht vor Krieg und Hunger gehen Dokumente verloren oder Zugänge zu Daten werden versperrt. Blockchain macht es möglich, dass geflüchtete Menschen von jedem Ort, ob Flüchtlingsunterkunft in Düsseldorf oder Flüchtlingslager in Nordafrika, Informationen über ihre Ausbildung, Impfungen und so weiter abrufen und anderen zugänglich machen können.
In Estland ist es bereits möglich, mit Blockchain zu heiraten. Die Heiratsurkunde wird in der Blockkette hinterlegt; ein Standesbeamte ist nicht mehr notwendig. In Honduras werden Grundbucheinträge per Blockchain fälschungssicher abgelegt, um die häufig auftretenden Konflikte um Landbesitz einzudämmen. Auch Wahlmanipulationen sollen dank Blockchain bald der Vergangenheit angehören.
Blockchain und das Internet der Dinge
In Verbindung mit dem Internet der Dinge bietet Blockchain viele Potentiale. In einem Smart Home, in dem beispielsweise die Heizung über das Netzwerk und mit Sensoren gesteuert wird, registriert ein Sensor, dass die Heizung kaputt ist. Über Blockchain werden nun eine Reihe von Aktionen ausgelöst: Von der Beauftragung eines Handwerkers, über die Überwachung der Reparatur bis hin zur Bezahlung geschieht alles automatisiert, ohne dass der Besitzer etwas davon mitbekommt – und dennoch sicher und zuverlässig.
Blockchain hat in nahezu allen Branchen Euphorie geweckt. Noch steckt die Technologie für die meisten Anwendungsfälle in den Kinderschuhen. Für Gründer bietet sich hier eine riesige Spielwiese. Immer mehr Startups beschäftigen sich mit Blockchain-Lösungen für die verschiedensten Bereiche.